Todesanzeige

Julia Dejakum

Inzing

08.10.2016

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Pascal an Julia

30.10.2016

Für Julia

Ein Mensch, ein Leben, ist oftmals einem Buch nicht ganz ungleich. Es gibt viele verschiedene Bücher, alle unterschiedlich dick, alle von unterschiedlichem Inhalt, alle lesbar in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Der Inhalt deines Buches war wohl ziemlich verschachtelt und kompliziert – ein bisschen wie gut gereifte Poesie. Voll von Kapiteln, selbstverständlich.
Da gibt es wohl, wie bei jedem anderen auch, eines über die Helden, die Lichtgestalten, die Menschen, die man am allermeisten liebt und bewundert. Ein Kapitel, das man immer gerne liest und vorgelesen bekommt. Sicherlich gibt es da auch ein sehr spitzfindiges Kapitel über jene Menschen, die man dann wohl eher weniger gernhat. Aber was wäre eine Geschichte, ohne seine Antagonisten? Wenn man geschickt ist, und weiß, wo man blättern muss, dann findet man sicherlich auch ein Kapitel über lustige Anekdoten, Schicksalsschläge, Jugendsünden, Kindheitserinnerungen und wohl behütete, emsig gesammelte Glücksmomente. Dann noch welche über Fernsehserien, Träume, Wünsche, Kochrezepte, die beste Bänd der Welt und Dinosaurier.

In ihrer Gesamtheit bilden diese Kapitel ein einzigartiges Lexikon voller Witz, Wissen und Charakter – einen Menschen, ein Leben eben. Und ein Buch will gelesen werden. Jeder, der das Glück hat, dies zu dürfen, hat sicherlich seine persönlichen Lieblingsseiten. Jene, die man in dir immer wieder gerne las und ansprach, um dich Lachen zu sehen. Du hattest nämlich ein ausgesprochen schönes Lachen.

Im Nachhinein betrachtet, wissen wir aber nun auch mehr denn je, dass es viele Seiten gab, die wohl nur du lesen durftest oder konntest. Die trotz allem schwerer wogen, als so manches Bücherregal. Sich über diese Seiten nun den Kopf zu zerbrechen, macht sie, für mich, letztendlich nicht sehr viel leserlicher, darum möchte ich gerne, hier und jetzt darauf verzichten. Und diesen Abschied eine vielleicht etwas aufmunterndere Note zu geben.

Nun, die Sache mit einem richtigen Buch ist, dass man immer weiß, wie viel einem noch zum allerletzten Satzzeichen hin fehlt. Man kann die Seitenzahl ganz einfach nachlesen und sich dementsprechend darauf vorbereiten. Einen Count-Down starten, wenn man so will.
Das Leben hat natürlich keine Seitenanzahl. Der Deckel klappt oft ganz überraschend zu, da hat man das letzte Wort noch gar nicht richtig verarbeitet und sieht bloß noch den Staub in den Sonnentalern schwirren.
Aber ein Buch definiert man nicht bloß nach seinem Ende. Es verschwindet auch nicht nach dem letzten Tintenfleck, selbst wenn man sich nicht jeden Handlungsstrang darin merken konnte. Es ist ganz egal wie schwer es uns beim Lesen fällt, es zu verstehen, und wie viele Seiten wir in unserer Ungeduld und Verwirrung überblättert haben. Was bleibt, sind schlussendlich immer die Geschichten, Gedanken und Gefühle, die das Buch in uns hineinschreibt. Und dererlei bleibt immer.
Das macht ein Buch erst lebendig, zu einem Teil von uns. Selbst dann noch, wenn sein Deckel geschlossen wurde.

Danke für all jene Momente, die ich lachend und scherzend, grübelnd und trauernd mit dir verbringen durfte. Du bist ein Teil meines und vieler anderer Bücher geworden, Julia. Und dort wirst du auch weiterhin gelesen werden.
Finde deinen Frieden.

In Liebe und tiefem Beileid für die Angehörigen und Freunde, Pascal

Text: Pascal Takes